Als Schiedsrichter bei der Flag Football-Europameisterschaft
Ohne die "Zebras" würde keine Flag Football-Europameisterschaft stattfinden können. Mara und Niko waren in Limerick als Schiedsrichter im Einsatz und berichten von diesem Erlebnis.
Wir haben Mara Steiner und Niko Tzioras kurz nach der EM interviewt.
FlagFootball.Rocks!: Hallo Mara, hallo Niko. Vielen Dank, dass Ihr Euch trotz Eures Urlaubes im Anschluss an die EM die Zeit nehmt, um über Euren Einsatz in Limerick zu berichten!
Ihr seid beide regelmäßig als Schiedsrichter in der DFFL oder DFFL2 aktiv. Wie kam es, dass Ihr Euch auf den Aufruf des AFVD hin beworben habt?
Mara: Ich habe einfach Spaß daran, zu pfeifen. Und wenn sich da solch eine Möglichkeit bietet zur EM zu fahren, habe ich mich natürlich beworben. Es ist einfach eine großartige Möglichkeit, die Schiedsrichter von Deutschland zu repräsentieren und mit den anderen Schiedsrichtern in Austausch zu kommen.
Niko: In meinem Fall bin ich schon seit ich selbst vor 8 Jahren mit Flag Football als Spieler angefangen habe, wie die meisten von uns zusätzlich als Schiedsrichter auf dem Feld gestanden. In den vergangenen 2 Jahren habe ich dann angefangen, bei internationalen Turnieren als Schiedsrichter anzufragen, da es einfach unglaublichen Spaß macht ein Spiel, welches auf hohem Spielniveau ausgetragen wird, zu leiten. Nachdem ich letzten Jahr auf dem Champions Bowl pfeifen durfte, war die EM für mich das diesjährige Ziel.
FFR!: Dass Ihr regelkundig seid, ergibt sich ja durch Eure F1-Qualifikation. Hab Ihr Euch denn noch speziell auf die EM vorbereitet? Und wenn ja, wie?
Niko: Da wir beide in Frankfurt am Main übernachten mussten, um am nächsten Morgen gemeinsam mit der Mannschaft nach Irland zu reisen, haben wir gemeinsam am Abend noch ein Dokument der internationalen Mechanics durchgearbeitet und uns gegenseitig verschiedene Situationen als Challenges überlegt. Zusätzlich gab es eine WhatsApp-Gruppe der EM-Schiedsrichter, in der verschiedene Videos geteilt und zu denen Meinungen ausgetauscht wurden. Auch diese haben wir gemeinsam diskutiert. Ich persönlich war kurz vor Irland zufällig noch in Frankfurt am Main zum Zeitpunkt des letzten DFFL1 Spieltags von Walldorf und hab dort als Vorbereitung für die EM die Teams auf verschiedenen Ref-Positionen unterstützt.
FFR!: Wie war Eurer Eindruck von den anderen 43 Officials? Wart Ihr alle auf einem Niveau, oder gab es größere Unterschiede in Erfahrung, Regelkenntnis und Regelauslegung?
Niko: Es gab durchaus einen Erfahrungsunterschied bei den anderen Schiedsrichtern. Vor allem das Gastgeberland Irland musste mehr als 2 Schiedsrichter stellen, der Sport ist in dem Land allerdings noch sehr jung und dementsprechend gering war insbesondere die Erfahrung mancher irischen Kollegen. Das war den Organisatoren allerdings auch bewusst und die Crews für Freitag und Samstag wurden so zusammengestellt, dass sie immer aus einer guten Mischung zwischen erfahrenen und nicht so erfahrenen Schiedsrichtern bestanden.
Mara: Es gab schon größere Unterschiede zwischen den einzelnen Schiedsrichtern. Einige der Schiedsrichter pfeifen seit über 20 Jahren Flag Football. In manchen Ländern weichen die Regeln mehr oder weniger stark von den internationalen ab. Insgesamt haben wir uns in unseren Crews aber gut gefunden und einander geholfen.
FFR!: Gab es denn vor Ort noch eine Art Schulung oder Briefing für die Schiedsrichter, damit zumindest alle einigermaßen auf einem Kurs waren?
Mara: Wir hatten am Donnerstagabend ein kurzes Meeting bei dem wir uns vor allem mit den Mechanics befasst haben. Da manche Schiedsrichter erst am Donnerstag angereist sind, war es organisatorisch nicht möglich mehr in Präsenz zu machen. Es wurden aber zum Beispiel auch vorher schon Erklärvideos zu den einzelnen Mechanics verschickt und über die Diskussionsgruppe zu den Regeln haben sich die Schiedsrichter auch vermehrt damit beschäftigt.
FFR!: Ihr habt mir bereits im Vorfeld verraten, dass Ihr bei vier Spielen je Tag eingesetzt wurdet. Waren das denn wechselnden Crews oder blieben die Crews zusammen und hatten so Gelegenheit sich „einzuspielen“?
Niko: Ein paar Tage vor dem Turnier wurden die Crews für Freitag und Samstag festgelegt. Während diesen beiden Tagen sind die Crews zusammengeblieben, um sich einzuspielen. Für Sonntag wurden dann in der Früh die neuen Crews verkündet, die dann für den gesamten Sonntag zusammen gepfiffen haben.
FFR!: Und nach welchen Kriterien wurden die Crews zusammengestellt?
Mara: Die Crews an den ersten beiden Tagen wurden als gute Mischung aus erfahrenen und neuen Schiedsrichtern und Schiedsrichterinnen zusammengesetzt. Am zweiten Tag wurden die Crews dann entsprechend der Leistung der vorherigen Tage neu gemischt.
FFR!: Wie sah denn ein typischer Tag bei der EM bei Euch aus?
Niko: 6:30 Uhr aufstehen, gemeinsam frühstücken und dann zu den Feldern laufen, um dort den Tag zu verbringen. Entweder wir haben selbst gepfiffen oder bei anderen Spielen zugeschaut. Meine Spiele haben sich leider fast immer mit denen der deutschen Teams überlappt, sodass meine einzige Möglichkeit die Herren in der Gruppenphase zu sehen war, als ich sie selbst gepfiffen habe.
Mara: In meinen Pausen wurde ich aus „Supervisor“ für die anderen Crews eingesetzt, habe mir also Spiele angeschaut und den Crews dann Feedback gegeben. Dadurch hatte ich nicht wirklich Pausen und es waren recht lange Tage. Abends saßen wir dann meist noch gemütlich zusammen.
FFR!: EM ja nicht die DFFL. Was war denn der größte Unterschied zu den Spielen in der DFFL/DFFL2 als Schiedsrichter?
Mara: Vor allem in der DFFL2 führe ich viel mehr Talk-To's mit Spielern und Spielerinnen, da viele unerfahren sind und die Regeln nicht so genau kennen. Dort geht es viel mehr ums Lernen. In der DFFL sind die Spiele schon leistungsorientierter, aber noch nicht auf dem Niveau der EM. Bei der EM musst du als Schiedsrichter oder Schiedsrichterin bei wirklich jedem Snap zu 100 % konzentriert und voll auf deine Aufgabe(n) fokussiert sein.
Niko: Spiele und Spieler können deutlich schneller sein als das durchschnittliche DFFL Spiel. Vor allem am Sonntag von Viertelfinale bis Finale geht es für die Teams dann ja wirklich um viel, sodass jede Entscheidung wichtig ist, was es als Schiedsrichter dann natürlich noch einmal spannender macht. Spannend war auch, dass zwei Felder gestreamt wurden, wodurch man die eigenen Entscheidungen im Nachhinein direkt überprüfen konnte.
FFR!: Mara, Du warst im Herren-Finale als Field Judge im Einsatz. War das nicht sehr schwierig, weil man doch sicherlich auf gewisse Weise mitfiebert?
Mara: Nein, ich fand es tatsächlich nicht schwierig. Als Schiedsrichterin schaue ich ein Spiel ganz anders, als wenn ich Zuschauerin bin. Der Fokus beim Beobachten der Plays liegt auf vielen kleineren Details. Ich denke nicht „schöner Lauf“ oder „starker Catch“, sondern schaue auf die Bewegungen der Spieler oder ob sie die Kontrolle über den Ball haben. Nach dem Spiel habe ich mich natürlich über den Sieg der Herren gefreut, aber während des Spiels ist mir der Ausgang und wer gewinnt vollkommen egal.
FFR!: Hattet Ihr denn auch Kontakt zu den beiden deutschen Teams während des Turniers? Und konntet Ihr zumindest nach dem Turnier etwas mitfeiern?
Niko: Beim Essen oder auf dem Campus habe ich die Spieler und Spielerinnen öfter getroffen und kurz gesprochen. Am Sonntag hatte ich dann während dem Halbfinale und Spiel um Platz 3 der Damen und während dem Finale der Herren keinen Einsatz und konnte zuschauen.
Mara: Wir hatten relativ wenig Kontakt. Wir haben uns mal beim Essen oder so kurz gesehen und unterhalten. Dadurch, dass ich aber relativ viele Spiele hatte, konnte ich nur das Spiel der Damen um Platz 3 als Zuschauerin sehen. Nach dem Turnier haben wir dann eher mit den anderen Schiedsrichtern zusammen gefeiert.
FFR!: Was habt ihr von den drei Tagen für Euch mitgenommen?
Mara: Ganz viele neue Erfahrungen und schöne Erinnerungen. Ich habe viele nette andere Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen kennengelernt und bin begeistert davon, mit welcher Energie und Enthusiasmus daran gearbeitet wird die Leistung aller Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen zu verbessern.
Niko: Ich habe viel Erfahrung gesammelt und wir haben auch Feedback bekommen, wodurch ich mich glaube ich noch einmal weiterentwickeln konnte. Außerdem konnte ich viele schöne Eindrücke und Erinnerungen mitnehmen.
Vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt!