Flag Football-EM: Rückblick
Die größte Flag Football-Europameisterschaft ist Geschichte. Ein Rückblick.
Rückblick auf die Flag Football-EM 2023
Wow! Die deutschen Mannschaften gewinnen bei der Flag Football-EM Bronze und Gold. Deutschland stellt an drei Tagen, die seit nahezu Jahrzehnten manifestiere Rangordnung im europäischen Flag Football auf den Kopf. Ein wenig wie der Phoenix aus der Asche steigen beide Team an die europäische Spitze.
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!
Nach dem etwas enttäuschenden 10. Platz der Frauen bei der letzten WM und das Corona-Desaster bei den World Games der Herren kommt vermutlich für viele diese Entwicklung überraschend. Doch die deutschen Teams haben sich schon vor längerer Zeit auf den Weg gemacht, den Flag Football-Dominator*innen in Europa den Platz an der Sonne streitig zu machen.
Man vergisst gerne, dass die Mannschaften bereits bei der EM 2015 und 2017 Medaillen gewannen. Bei der WM 2021 rangen die Damen den Österreicherinnen ein Unentschieden ab und mussten in der Gruppe denkbar knapp Mexiko und Österreich den Vortritt lassen. Die Herren unterlagen bei den World Games dem späteren Finalisten Italien mit nur einem und Österreich mit fünf Punkten.
Die kontinuierliche Arbeit der vergangenen Jahre hat nun Früchte getragen. Beide Teams konnten im entscheidenden Moment ihre Leistung abrufen, ließen sich auch von Rückständen nicht beeindrucken und waren taktisch ausgezeichnet vorbereitet. Wie es Herren-Bundestrainer Florian Berrenberg vor dem Finale gegen Österreich auf den Punkt brachte: "We were ready for them from day one".
Wie schnell aber auch die Teams anderer Nationen Fortschritte machen, ist an der mittlerweile großen Leistungsdichte insbesondere im Frauenbereich zu erkennen. So mussten alle Teams, die im Halbfinale standen, in der Vorrunde mindestens eine Niederlage hinnehmen.
In den drei Tagen Dauerstreaming sind zudem noch zwei Dinge positiv ins Auge gefallen. Der durchweg freundliche und kameradschaftliche Umgang der Spieler*innen untereinander und unser Eindruck der gezeigten Schiedsrichterleistungen fällt sehr positiv aus. Die beiden deutschen Officials Mara Steiner und Niko Tzioras wurden für ihre guten Leistungen an den ersten beiden Tagen mit dem Einsatz in den Finalspielen belohnt.
Enttäuschungen
Die größten Enttäuschungen müssen wohl die Delegationen aus Österreich und Großbritannien verdauen. Waren sie doch beide mit dem Ziel zweier (Gold-) Medaillen nach Limerick gereist. Dass die Männer von der Insel dieses Ziel nicht erreichen würden, war vor dem Turnier eigentlich (vgl. Power Ranking I und II) klar. Doch dass die Damen aus Österreich an Deutschland und Frankreich scheitern würden, war so sicherlich nicht eingeplant.
Ebenfalls sehr enttäuscht werden die spanischen Männer sein. Verpassten sie doch mit nur einem Sieg in der Gruppenphase den Einzug ins Viertelfinale klar. Der dänische Stern verblasst nun endgültig. Zu wenig scheint in den vergangenen Jahren in Nachwuchsarbeit investiert worden zu sein, um die große Spieler-Generation um Jonas Bo Hanson angemessen ablösen zu können.
Die Italiener sollten ihren Plan überdenken, in ihrer Nationalmannschaft auf Teilzeit-Flag Footballer zu setzen, die ihren Fokus auf ihrer Hauptsportart Tackle Football haben und so eine kontinuierliche Arbeit erschweren.
Die vielen anderen Nationen, die teilweise an ihrem ersten internationalen Turnier teilnahmen, konnten (noch) nicht für Überraschungen sorgen. Zu groß ist der Vorsprung der Viertelfinalisten, was die individuelle Klasse der Spieler*innen und die Taktik angeht. Doch werden sie trotz hoher Niederlagen und nur wenigen erzielten Touchdowns einen Berg an Erfahrung mitnehmen, auf dem es sich aufbauen lässt.
Ach, IFAF...
Die IFAF muss leider aber neben einem kleinen Lob wieder Kritik einstecken. Die im Vorfeld nahezu unsägliche Kommunikation muss bei kommenden Veranstaltungen abgestellt werden. Wie sollen Interessierte oder gar Sponsoren sich ein Bild von der Veranstaltung machen können, wenn erst wenige Tage vor den ersten Spielen die Teilnehmer feststehen und eine Website ohne Informationen gelauncht wird? Anfragen per E-Mail wurden grundsätzlich nicht beantwortet. Auch die Mitteilung der Ergebnisse muss schneller und präziser erfolgen. Das kann die deutsche Liga besser und das in nahezu Echtzeit! Ein guter Schritt war der Launch der neuen Video-Plattform www.ifaf.tv. Alle gestreamten Spiele sind jetzt im Einzelabruf verfügbar. Ein guter Livestream, der über die ganzen drei Tage fast ausnahmslos funktionierte. Dazu kamen noch die sachkundigen Kommentatoren. Darauf kann aufgebaut werden. Bei der WM 2024 wünschen wir uns natürlich noch den einen oder anderen Stream mehr, und einen häufigeren Einsatz der Hinterfeldkameras.
Die IFAF hat ja bereits im kommenden Sommer die Gelegenheit, sich zu beweisen!